Willhelm Malte zu Putbus - Buchcover

Buchtipp

Über eine norddeutsche Gründergestalt

André Farin beschreibt das Leben des Fürsten Wilhelm Malte zu Putbus und die Ideen für seine Residenz auf der Insel Rügen.

ISBN 978-300-008844-X

147 Seiten  16,50 €

 

Wilhelm Malte Fürst und Herr zu Putbus (1783-1854) gilt als geniale, aufge­klärte Gründer­gestalt im deutschen Norden. Auf der Insel Rügen schuf er in seiner 1810 gegrün­deten Residenz ein beachtens­wertes Wirtschafts­prinzip, in dem jeder von jedem profi­tieren konnte.

In beachtenswerter Weise beför­derte er mit der Eröff­nung des ersten See­bades auf der Insel (1816) und des König­lichen Pädago­giums (1836) die zwei Erwerbsz­weige, von denen die Insu­laner heute noch leben: Touris­mus und Bildung sind die zwei Kompo­nenten des Insel­lebens, die vor allem zu Beginn des 19. Jahr­hunderts ihre entschei­denden Impulse erhielten.

Jagdschloss Granitz
Maltes Jagdschloss in der Granitz
Das Buch zeichnet den Lebens­weg des jungen Fürsten, seine von Europa­reisen mitge­brach­ten Ideen und deren Umsetzung in Putbus. In wenigen Jahren ließ er seine Residenz ent­stehen, sorgte für Beschäf­tigung der über 1300 ange­siedelten Neu­putbusser und investier­te in eine bis heute erhalten gebliebene klassi­zistisch geprägte Architektur sowie in den nach englischen Stil umge­stalteten Land­schafts­garten.

Kunst und Kultur spielten in dem Geflecht eines blühenden Kurortes am Rügischen Bodden eine wesent­liche Rolle. Das einzige Insel­theater entstand, ein Schloss beher­bergte sehens­werte Kunst­schätze, der Park lud zum Lust­wandeln bei Musik ein.

Viele sprechen von einem gewaltigen kulturellen Erbe, das die Putbusser heute zu tragen haben. Heraus­forderungen erwachsen aber eher aus dem, was der Fürst für Putbus und Rügen erdachte. Wer konse­quent an diesen Gedanken festhält und ähnlich wie er zu stän­digen Verände­rungen bereit ist, kann nicht nur Parallelen zwischen der dama­ligen und der Ent­wick­lung nach 1989 ent­decken.

André Farin

Wilhelm Malte zu Putbus

und seine Fürstenresidenz auf der Insel Rügen

ISBN 978-300-008844-X

147 Seiten  16,50 €

Leseprobe

18 Fürst Maltes Erbe

I

Was wurde aus den Ideen und Investi­tionen des Fürsten zu Putbus, werden sich die Leser des Buches fragen. Seine Familie, die Bewohner und Besucher von Putbus profi­tieren natür­lich heute noch von dem, was Wilhelm Malte zu Putbus erdacht, angeregt, aus­probiert, unter­stützt und ausgeführt hat. Blicken wir auf einige Beispiele in den heutigen Bereichen wie Infra­struktur, Archi­tektur, Garten- und Land­schafts­bau Bildung und Touris­mus, wird dieser Gedanke noch anschau­licher.

Beginnen wir mit dem Befahren der Allee­straßen, die in die einstige Residenz­stadt führen. Hier erholen sich Ein­wohner und Gäste heute in dem Schatten, den der Planer damals nur erahnen konnte. In den ersten 20 Jahren der Orts­gründung (1810-1830) erfuhren die Straßen und Wege eine grund­legende Erneuerung oder wurden ent­sprechend der auszu­bauenden Infra­struktur angelegt – immer mit dem Nutzen der Schatten spendenden und vor Regen schützenden Alleen, von denen nicht allein die Insulaner ins Schwärmen kommen. Zugleich verbes­serten sich für die per Kutsche anreisenden Gäste die Verkehrs­verhält­nisse; heute laden die manchmal engen Straßen mit ihren tunnel­haften Baum­kronen-Dächern zum Romanti­sieren ein. Zum Marken­zeichen des fürst­lichen Straßen­baus entwickelten sich die schmiede­eisernen Weg­weiser, von denen wir heute wieder einen Groß­teil bewundern können. Sie rundeten damals das Erscheinungs­bild einer würdigen Fürsten­residenz ab und sind heute sehens­werte Denk­male wie die teil­weise erhal­tenen Eingangs­tore des Ortes: Das Bergener Tor mit Stein­vasen oder das Fechter­tor in Richtung Lauterbach.1

Wer in Putbus gelandet ist, überzeugt sich gern von den Vor­zügen der histo­rischen Stadt­anlage, die mit Circus, Allee­straße und Markt­platz in Grund­zügen der Anlage des englischen Bade­ortes Bath nach­empfunden wurde. Zwischen 1810 und 1845 entwickelte der Fürst diesen wert­vollen Stadt­kern, der heute unter Denk­mal­schutz steht und nach der Deutschen Einheit von 1990 mit über 20 Millionen Euro an Städte­bau­förder­mitteln saniert wurde. Nun befindet sich noch nicht jedes der gut 150 klassi­zistischen Stadt­häuser in dem ursprüng­lichen Zustand, doch spürt man den Willen von alten und neuen Putbussern, ganz im Sinne des Orts­gründers die einstigen Wohn- und Geschäfts­häuser wieder herzu­stellen und lang­sam mit Leben zu füllen. Vor allem Besucher werden es nicht ver­säumen, auf einem Rund­weg die imposanten Beispiele klassi­zistischer Baukunst vor­wiegend nach Berliner Muster zu betrachten. Hilf­reich sind die zahl­reichen Tafeln, die an den Gebäuden ange­bracht wurden. Der Förder­verein Residenz­stadt und Schloss­park Putbus, der sich dem kulturellen Erbe des Fürsten, seiner Nach­fahren und des Ortes selbst, verpflichtet fühlt, erarbeitete Texte und organi­sierte Schilder, die auf die Ent­stehung, die ersten Besitzer und weitere Besonder­heiten hinweisen. Viele nutzen die Gelegen­heit und Ruhe im Ort, auf einem Stadt­rund­gang lesend in die Geschichte des Ortes einzutauchen.

Ein besonderes Zeichen für das gewachsene städtische Leben und ein Interesse an der Fort­setzung von Tradi­tionen sind die vielen farben­frohen und duftenden Rosen, die die Haus­eigen­tümer und der Förder­verein für Stadt und Park Putbus zusam­men mit der hier ansässigen Baum­schule in den zurück­liegenden Jahren gepflegt oder neu ange­pflanzt haben. Was Fürst Malte einst als schmücken­des Element für seine weiße Stadt am Meer einführte und für jedes weiß gekalkte Haus verordnete, ist jetzt wieder zum Standard der Rosen­stadt geworden. 200 leere Pflanz­stellen konnte der Rosen­doktor, die Symbol­figur des Förder­vereins zum 200-jährigen Orts­jubiläum mit passenden Rosen­stöcken versehen – ein willkom­mener Akt, von dem sich die Einwohner sicher anstecken lassen werden.2

Jeder Besucher bleibt schließlich vor dem größten Gebäude des Circus stehen und kommt nicht mehr aus dem Staunen, dass es nach langer Zeit endlich wieder seinen weißen Anstrich, neue Fenster und Türen sowie ein völlig saniertes Innen­leben bekommen hat. Fürst Malte eröffnete es 1836 als höhere Bildungs­anstalt der Insel Rügen und machte es als König­liches Pädagogium über die Insel­grenzen hinweg berühmt. Heute sind die Informatik-Experten um Dr. Reinhard Wendlandt in seine Fußstapfen getreten und investierten Millionen in das IT-College, eine ganz moderne Bildungs­einrichtung auf dem Gebiet der Informations­technologien. Wie einst der Fürst wird tagtäglich an der Weiter­entwicklung des Bildungs­gedanken auf dem IT-Circus gefeilt und mit staat­licher Hilfe umgesetzt. Das jugend­liche Leben, das mit der Blüte in den Ort Einzug halten wird, stand schon bei dem Fürsten im Vorder­grund seiner mutigen Investition. Die Bildungs­tradition wurde seitdem an dem Stand­ort stets in unter­schied­licher Aus­prägung fortgeführt: als König­liches Pädagogium (1836-1918), als Staatliches Pädagogium (1919-1941), als National­politische Erziehungs­anstalt (1941-1944) als Institut für Lehrer­bildung (1946-1975) und als Schwer­hörigen-Hilfs­schule und Sonder­pädago­gisches Zentrum (1975-2001).3

Das zweite bemerkens­werte Gebäude ziert den Markt­platz, der nach histori­schem Vor­bild der Grün­dungs­zeit hergestellt wurde: das Theater. Sehr auf­wendig ließen der Land­kreis Rügen und das Land Mecklenburg-Vorpommern das ehe­malige fürst­liche Schau­spiel­haus in den 1990er Jahren restaurieren und führen es seitdem mit großem Erfolg als so genanntes Gast­spiel­theater. Dem Theater­direktor gelingt es immer wieder, mit einem ausge­wogenen Programm sowohl in den Sommer- als auch Winter­monaten das Haus als Treff­punkt für Insulaner und Touristen zu entfalten. Zusam­men mit dem Förder­verein des Theaters werden jährlich kulturelle Höhe­punkte auch außer­halb des Gebäudes wie beispiels­weise das Putbus-Festival an verschie­denen Stand­orten der Stadt durch­geführt. Wenn man bedenkt, dass Wilhelm Maltes Enkel einmal darüber nachdachte, das Haus zu einer Kirche umbauen zu lassen, kann man seinem Berater danken, dass dieser vor­schlug, den ehe­maligen Kur­salon im Schloss­park mit einer Kosten­ersparnis dafür zu verwenden. Heute ist das Theater aus dem kulturellen Leben von Stadt und Insel nicht mehr wegzu­denken.

Mit dem Einzug der Kulturstiftung Rügen in die ehe­malige Orangerie und die Umge­staltung des Mar­stalls zur Spiel­stätte unter anderem für die Musik­fest­spiele Mecklenburg-Vorpommern sind zwei entschei­dende Weichen in die richtige Richtung gestellt worden. Wenn sich Putbus als Kultur­haupt­stadt der Insel begreifen und ent­wickeln möchte, dann sind diese und weitere Entschei­dungen für ein Mehr an Kunst und Kultur erforderlich. Sie bringen als passende Orte für lukrative Aus­stellungen, sinn­stiftende Begeg­nungen sowie hoch­rangige Konzerte und Lesungen das not­wendige Potential mit, das vieler­orts beschrieben und hier endlich entstehen wird. Sorgen macht den Putbussern der 75 Hektar große Park, der von Fürst Malte als englischer Land­schafts­garten umge­staltet wurde. Was damals über 30 Ange­stellte anlegten und pflegten, liegt heute in wenigen Händen des städti­schen Bau­hofes mit nicht aus­reichender tech­nischer Aus­stattung. Jeder, ob Ein­wohner oder Besucher, versteht den Park als natürlich gewachsenen Schatz und wichtigen Erholungs­faktor, dessen Pflege­zustand aber in vielen Abschnitten nicht mehr zeit­gemäß ist. Die Stadt­väter werden in den kom­menden Jahren nach Alter­nativen suchen müssen, damit sie nach­haltig und ebenso kreativ und innovativ mit dem Erbe des Fürsten umgehen, wie er es damals tat, als er von seiner Familie den Besitz über­nahm. Dieser und seine im Studium und auf Europa­reisen gesam­melten Ideen waren es schließ­lich, die ihn befähigten, gerade in Bildung und Touris­mus zu investieren – zwei Bereichen, von denen wiederum er und die Bewohner seiner Residenz profi­tieren konnten.

Schauen wir über den eigent­lichen Stadt­kern hinaus. Nicht weniger innovativ zeigten sich die Bestre­bungen des Fürsten, ähn­lich wie andere Bade­orte an der Ost­see­küste zu damaliger Zeit, hier auf Rügen den Bade­touris­mus zu etablieren. Nach ersten beschei­denen Anfängen an der Bodden­küste von Neuendorf und später Lauterbach ließ er seine Bade-Direktion alle hier getätigten Investi­tionen an dem Strand von Binz wieder­holen und begrün­dete damit das mondäne Bad und das Baden an diesem Punkt der Insel. Von den touristi­schen Gebäuden in Putbus selbst blieb allein das Bade­haus in der Goor, dessen Grund­stein der Fürst im Sommer 1818 legte. Es ent­stand das Friedrich-Wilhelms­bad, in dem dann die Größen Preußens und dessen Gäste kurten. Heute knüpft die Familie Raulff an diese Tradition an und über­nimmt damit einen Bestand­teil des kulturellen Erbes der Stadt, mit dem sich Investoren nach 1990 noch sehr schwer taten. Von hier aus erwartet man unter anderem die nächsten Schritte auf dem Weg zu einem zeit­gemäßen Kurort.

Mit dem richtigen Konzept entwickelte die Familie Jaich gleich in der Nähe des Bade­hauses eine Marina, die mit dem Attri­but „Wasser­ferien­welt“ wirbt. Auf einem einst morastigen und unwirt­lichen Stück­chen Land ent­stand bis heute ein Yacht­hafen, der mit Apparte­ments am Wasser und auf dem Rügischen Bodden, familien­freund­lichen Einrich­tungen sowie exklu­siven Angeboten für Segler und Wasser­sportler ausge­stattet ist. Fürst Malte hätte es wahr­schein­lich nicht anders gemacht als die heutigen Investoren, die in jedem Jahr an dem Komplex arbeiten, diesen ver­ändern und damit ver­bessern. Ähn­lich wie vor 200 Jahren steht hier das Interesse des Gastes im Vordergrund, der sich an der Küste erholen, ent­spannen oder auf dem Meer „austoben“ möchte. In vielem, was Till Jaich und seine Mit­arbeiter erdenken, gehen sie neue Wege wie etwa bei der Idee, hier vor Ort schwim­mende Ferien­unter­künfte zu bauen und zu ver­mieten. Wo einst die Dampf­schiffe die hohen Herr­schaften anlanden ließen, ent­spannen heute alle die Besucher, die einen ganz natür­lichen Urlaub an der Ost­see bevor­zugen.4

Auf der Suche nach der Bewah­rung von Ideen des Fürsten und der Fort­setzung seiner Vorstel­lungen würden wir an weiteren Stand­orten wie in der Granitz, auf der Insel Vilm oder am Strand von Binz fündig werden. Hier setzten die Nach­fahren des Fürsten seine Vorstel­lungen fort­führend um. Denken wir über die Stadt Putbus nach, kommen wir bei eventuellen Gedanken­spielen um deren Zukunft nicht um die Ent­wicklungs­bereiche von damals herum. Bildung und Touris­mus bestimmen die kommende Zeit im Süd­osten der Insel. Die Chancen, die sie mit dem fürst­lichen Erbe über­nommen hat, liegen auf der Hand und könnten mit dem notwendigen Mut zu Ideen und Investi­tionen genutzt werden.

II

Die Familie zu Putbus blickt vor allem zwischen 1945 und 1990 auf ein trauriges Kapitel ihrer eigenen Geschichte. Sie sollte mit dem Ende des 2. Welt­krieges und der 1945 voll­zogenen Boden­reform auf Rügen ausge­löscht werden. Obwohl der bisherige Chef des Hauses Putbus, Malte Ludolf zu Putbus, im Zusammen­hang mit dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 verhaftet und umge­bracht worden war, galt er nicht als Opfer des National­sozialismus. Viel­mehr verach­teten ihn die damals Verant­wort­lichen als Junker und Groß­grund­besitzer, „der mit den Nazis Geschäfte machte“. Bewusst hatte man diese These unter das Volk gebracht, als das Haus zu Putbus zum Verkauf der Immobilie von Prora im Zusammen­hang mit dem geplanten Bau der „Kraft-durch-Freude-Bades“ an der Ost­see gezwungen worden war. Aus heutiger Sicht hatte Malte Ludolf zu Putbus gar keine andere Wahl, denn „der Führer wünschte“ dieses Geschäft. Dies aber ver­schwieg man nach dem Krieg. Zudem stellte das Haus Putbus mit dem „über­großen Land­besitz“ ein „Übel“ dar, das man mit der Ent­eignung und Vertrei­bung der Familie besei­tigen wollte.5

Mit der gesellschaft­lichen Wende in der DDR und der im Oktober 1990 gefeierten deutschen Vereini­gung intensi­vierte Franz zu Putbus, der Sohn des 1945 ermordeten Malte Ludolf, seine schon in den 1980er Jahren geknüpften Kontakte zu verschie­denen Putbussern. Auf der Insel, wo er seine Kind­heit und Jugend verbracht hatte, wollte er sich wieder ansiedeln und mit seinen Möglich­keiten die demokra­tischen Kräfte bündeln, die für notwendige Umgestal­tungen erforder­lich waren.

Sein Engagement in Putbus und auf Rügen aber stieß nicht überall auf Gegen­liebe. Viele Menschen, die mit der Boden­reform des Herbstes 1945 von der aufge­teilten Putbusser Herr­schaft Land zur eigenen Bewirt­schaf­tung oder Bebauung erhalten hatten, fürchteten um die mit einer möglicher­weise bezweckten Rück­gabe verbun­denen Unannehm­lich­keiten und Unsicher­heiten. Zu diesen Menschen gehörten zah­lreiche Flücht­linge, die nach dem Ende des 2. Welt­krieges schon einmal ihr Hab und Gut verloren hatten und sich nun mit der deutschland­weit prakti­zierten Regelung „Rückgabe vor Entschä­digung“ wieder in ihrer Existenz bedroht sahen.

In der Zeit zwischen 1990 und 1998 entstand ein von Ängsten, Drohungen und Beschimpfungen gekenn­zeichneter Lebens­abschnitt des Hauses Putbus, was mit dem Antrag auf Rück­gabe des gesamten Eigen­tums der Familie und den sich anschlie­ßenden gericht­lichen Verhand­lungen begründet werden kann. Nachdem dem Haus Putbus nämlich der Wunsch auf Rück­gabe eines Wohn­hauses im Ort Putbus und eines gewissen Grund­stocks an land­wirt­schaft­licher Fläche verweigert worden war, bestand das Familien­ober­haupt auf eine Gesamt­rückgabe des ehema­ligen fürst­lichen Besitzes. Immer wieder stellte er dabei heraus, dass er nie Anspruch auf das nach 1945 von Klein­siedlern erworbene Eigen­tum erheben wollte, wohl aber auf die Immo­bilien, die jetzt dem Staat gehörten.

Das Greifswalder Verwaltungs­gericht folgte der Argumen­tation der fürst­lichen Familie nicht und ließ die in der Sowjetischen Besatzungs­zeit erfolgte Enteig­nung als historisch nicht anzu­tastendes Ereignis mit allen seinen Folgen gelten.

Davon ließ sich Franz zu Putbus nicht ent­mutigen, denn als geborener Rüganer wollte er sich aus seiner eigent­lichen Heimat nicht so einfach ein zweites Mal vertreiben lassen. Er kaufte ein Haus am Circus, dem von seinen Vor­fahren angelegten Platz im Ort, pachtete eine land­wirt­schaft­liche Fläche und gründete zu deren Bewirt­schaftung die Hof Putbus GbR. Außerdem brachte er sich mit eigenen Ideen in die Ent­wicklung der Stadt Putbus ein. Dazu zählen beispiels­weise der Ausbau des einstigen Pädagogiums zu einer Bildungs­einrichtung mit sehr hohen Ansprüchen an die Ausbildung von Jugend­lichen oder die Nutzung des Bade­hauses in der Goor wieder als Hotel von Bedeutung an einem so bedeut­samen wie attraktiven Standort in der Stadt.

Hervorzuheben sind zugleich seine Bemühungen, die Interessen für eine museale Ein­richtung in Putbus zu bündeln, um endlich wieder die Familien­geschichte in ange­messener Form und würdigend darzu­stellen. Dabei sollten die kleine Aus­stellung in der Schloss­kirche oder die stadt­geschicht­liche Darstellung in der Orangerie nicht abge­wertet werden. Viel­mehr schwebte dem Fürsten ein Museum vor, in dem die über 750 Jahre Familien- und Siedlungs­geschichte auf ganz unter­schied­liche Art und Weise dokumen­tiert werden kann. Mit der Aus­stellung „Schätze aus dem Schloss zu Putbus“ schaffte er in Zusammen­arbeit mit engagierten Putbussern im Jahr 2003 einen ersten beschei­denen Schritt auf dem Weg dahin.

Viel zu früh verstarb Wilhelm Franz zu Putbus im April 2004 und hinter­ließ zahl­reiche Ideen, die nun seine Familie und vor allem seine Ehe­frau Michaela Fürstin zu Putbus mit den Putbussern umsetzen wird.

Malte zu Putbus, jetziger Chef des Hauses zu Putbus übernahm ein nicht einfaches Erbe. Da er sich beruflich und familiär im Ausland aufhält, kann er sich zurzeit nicht so in Putbus einbringen, wie es sein Vater konnte. Trotzdem engagiert er sich als Vorsitzender des Förder­vereins für die Kirche von Vilmnitz, ist seit 2005 Ehren­ritter des Johanniter­ordens sowie Mitglied im Förder­verein Residenz­stadt und Schloss­park Putbus.

Die eigentlichen Aufgaben in Putbus erledigt vorüber­gehend seine Mutter, Michaela zu Putbus, die als sehr aufge­schlos­sene Frau in der Stadt anerkannt wird. Mit großer Einsatz­bereitschaft bringt sie sich als Vorsitzende in die Arbeit des 2004 gegründeten Förder­vereins ein, wozu beispiels­weise die Sanierung des Denk­mals für den Fürsten Wilhelm Malte zu Putbus oder die alljähr­liche Feier des Fürsten­geburts­tages am 1. August gehören. Kritisch begut­achtet sie die Entwick­lung der Stadt Putbus und nutzt verschie­dentlich die Gelegen­heit, um auf Miss­stände sowie unzu­reichende Arbeit im Sinne des Gemein­wohls und eines für alle nütz­lichen Fort­schritts hinzu­weisen.

Aus dem gesell­schaft­lichen Leben der Insel Rügen ist die Familie zu Putbus heute nicht mehr wegzu­denken. Nach Jahren der Vertreibung und Verachtung entwickelt sich langsam wieder ein anerken­nendes Verhältnis zwischen den Nach­fahren der fürst­lichen Familie und den Bewohnern des Ortes, den Wilhelm Malte zu Putbus angelegt und entwickelt hat.

Fußnoten

1 Einen Beitrag über die Rekonstruktion der historischen Wegweiser findet man in: André Farin: Schaurig-schönes Rügen. Von Steinzangern, Schatzsuchern und schießenden Jungfrauen. Putbus 2007. S. 118-124.

2 Der Förderverein Residenzstadt und Schlosspark Putbus e. V. wurde im November 2004 gegründet und engagiert sich in verschiedenen Projekten für Stadt und Park von Putbus. Weitere Informationen sind zu finden auf der vereinseigenen Homepage www.residenzstadt-putbus.de

3 Zum Jubiläum der Einrichtung am 7. Oktober 2011 erschien eine umfassende Veröffentlichung zur Geschichte der Bildungseinrichtung und seiner Vorläufer: Förderverein Fürstliches Pädagogium zu Putbus (Hrsg.): 175 Jahre Bildungstradition am Putbusser Circus. Die Geschichte des Königlichen Pädagogiums und seiner nachfolgenden Einrichtungen bis zum IT-College Putbus. – 3. erw. und überarb. Auflage. Putbus 2011.

4 Über die Entwicklung der Marina „im jaich“ ist eine Darstellung zu finden in: André Farin: Lauterbach. Rügens ältestes Seebad. Hafenort. Bootsbautradition. – 2. Aufl. – Putbus 2012 – S. 84-85.

5 Vgl. dazu André Farin: Das Haus Putbus auf der Insel Rügen in Vergangenheit und Gegenwart. Werl 2007. Über das Schicksal des Malte Ludolf zu Putbus wird berichtet in: Putbus und der 20. Juli 1944. Malte Ludolf Herr zu Putbus als Opfer der Nationalsozialisten. In: André Farin: Schaurig-schönes Rügen. a. a. O. S. 105-111.

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Mit sehr sorgfältigen Studien und Recherchen alter Dokumente, unter anderem aus dem früheren fürst­llichen Archiv und den Unter­lagen der Familie zu Putbus in Archiven und Museen des Landes, hat André Farin die vorliegende Lebensgeschichte meines Vor­lfahren Wilhelm Malte zu Putbus aufge­lzeichnet und sich damit gleich­lzeitig einem wich­ltigen Kapitel der Geschichte Rügens gewidmet.

Franz zu Putbus