Ein Führer
durch den Park
André Farin gibt Einblicke in die Geschichte und Entwicklung des englischen Landschaftsgartens auf der Insel Rügen.
ISBN 978-300-079655-5
120 Seiten 12,00 €
Von dem Glanz damaliger Tage retteten die Putbusser bis heute einen großen Teil: altehrwürdige Bäume, historische Gebäude oder die Geheimnisse für erholsame Momente. Lassen Sie sich verführen zu mehr als einem Vormittag in dem 75 Hektar großen Park. Denn dieser überzeugt zu jeder Jahreszeit mit vielen Reizen zu einem entspannenden Aufenthalt.
Über den Schwanenteich am Putbusser Schloss gelangte man früher über eine 60 Fuß lange steinerne Bogenbrücke. Sie entstand in der ersten Phase der Parkumgestaltung. Die Lithographie von 1835 zeigt die Fortschritte der Umwandlung im neuen englischen Garten.
Der Blick auf die Veränderungen wird bereichert um die faszinierenden Einblicke in Flora und Fauna, in positive Ideen für die Zukunft und Geheimtipps für entspannte Stunden in den Weiten der Natur.
Der Park zu Putbus
Ein Führer durch den englischen Landschaftsgarten der Insel Rügen.
ISBN 978-300-079655-5
120 Seiten 12,00 €
Leseprobe
Beeindruckendes und schweres Erbe
Putbusser und ihre Herausforderungen
Der Zweite Weltkrieg brachte für den Park in vielerlei Hinsicht eine erschreckende Zäsur. Die fürstliche Familie zu Putbus wurde in der damaligen sowjetischen Besatzungszone bedingungslos enteignet und von ihren Besitzungen vertrieben. Damit brach ein wirtschaftliches System zusammen, das für die Pflege, den Erhalt oder den Ausbau der riesigen Gartenanlage von Bedeutung war. Zugleich nahmen die neuen Herrschenden alles in Beschlag, was sie für den täglichen Gebrauch und den so genannten Neuaufbau nutzen konnten. Manchmal aus Gründen von Not und Überleben, manchmal aus Sinnlosigkeit und Zerstörungswut.
Zahlreiche Beispiele zeugen davon: So machten die Bewohner des Ortes aus dem Tiergehege eine Anlage für Kleingärten. Teile des Parks funktionierten die Neubauern für eine Maschinen-Traktoren-Station um. Dabei wurden diese stark in Mitleidenschaft gezogen. Das Schloss diente bis zu seinem Abriss als gewaltiges Mehrzweckgebäude, was massive Spuren hinterließ. In anderen Parkgebäuden richtete man Wohnungen ein, denn die Zahl der Flüchtlinge und Wohnungssuchenden stieg stark an.
Schließlich reichten Mittel, Personal und Möglichkeiten nicht aus, um den Park zu pflegen. Waren es zu Fürstenzeiten um die 30 Angestellten, die sich über Hege und Pflege kümmerten, gab es in den ersten Nachkriegsjahren kein festes Personal dafür. Die Folgen lagen auf der Hand: Wildbewuchs und ungepflegte Gehölze versperrten zunehmend die ursprünglichen Sichtachsen. Wichtige Solitärs setzten sich nicht mehr klar von der Umgebung ab. Bestimmte Gehölze waren bereits überaltert, andere waren aus dem Parkbild verschwunden. Die Schlossruine bestimmte zwischen 1957 und 1964 das verheerende Bild – symbolisch und tragisch zugleich.
Das Blatt wendete sich. Spätestens in der Zeit, als Putbus sich wieder zu einem beliebten Ort für Touristen entwickeln und für 1960 die Verleihung des Stadtrechts anstreben wollte. Im Zuge des Nationalen Aufbauwerks der jungen DDR machten sich die Einwohner daran, Putbus aufzupolieren. Engagierte Männer und Frauen gründeten ein Parkaktiv, in dem die wichtigsten Maßnahmen für Verbesserungen und Veränderungen im Park diskutiert wurden. Gemeindearbeiter und Ehrenamtliche halfen dabei, die Ideen von einem passenden Erholungsort in der jungen Stadt umzusetzen.
Das war ein schweres Erbe, das mit einer Handvoll Menschen, wenig Technik und einem schmalen Stadthaushalt bewahrt wurde. Gemessen an den damaligen Möglichkeiten blieb die Grundstruktur von Wegen, Baumgruppen und Gebäuden erhalten. Man einigte sich auf bestimmte Bereiche, die regelmäßig und intensiver bearbeitet und dadurch gepflegt wurden.
Die Gebäude wurden zunehmend anders genutzt als zu Fürstenzeiten. Der Trend, der bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu erkennen war, setzte sich fort. Beispielsweise zog in das Affenhaus die Amtsverwaltung, im Marstall wichen Kutschen landwirtschaftlicher Technik oder die Orangerie beherbergte die Kurverwaltung und Ausstellungen.
Die gesellschaftlichen Umbrüche nach 1989 änderten nichts an den stets bescheidenen, schwierigen Bedingungen. Die Stadt Putbus kämpft als Eigentümerin täglich um ihr beeindruckendes Wertstück, das über die Inselgrenzen hinweg bekannt ist. Die jährlichen Ausgaben von bis zu 250.000 Euro und immer wieder eingeworbene Fördermittel genügen nicht, um den einstigen Landschaftsgarten wunschgemäß und altersgerecht zu pflegen. Und trotzdem geben die Stadtpolitiker und die Angestellten des Rathauses nicht auf.
An vielen Aktivitäten und Maßnahmen spüren Bewohner und Besucher, dass man auch mit wenig Mitteln etwas bewirken kann. Bürgerschaftliches Engagement steht dafür ein, dass der Park mit Leben gefüllt, gepflegt und erhalten wird. Vor allem die neuen Kinderspielplätze, die musikalischen Picknicks im Park oder Veranstaltungen im Marstall belegen, was bisher bewegt worden ist. Seit wenigen Jahren stehen an markanten Punkten, wie zum Beispiel am Marstall, auf dem Schlossplatz oder am Denkmal für Fürst Malte, Informationstafeln mit den wichtigsten Daten und Fakten über die sehenswerten, geschichtsträchtigen Punkte.
Über das Fehlen und den Wiederaufbau des Schlosses wird spätestens ab den 1990er Jahren immer wieder kontrovers diskutiert. Offene Fragen blieben die nach der Finanzierung der gewaltigen Baumaßnahme und der sich anschließenden sinnvollen Nutzung. Gestritten wurde auch über das mögliche Aussehen des Gebäudes an dieser Stelle des Parks.
Kurverwaltung Putbus