Der Park zu Putbus - Buchcover
Aktueller Buchtipp

Ein Führer
durch den Park

André Farin gibt Einblicke in die Geschichte und Ent­wick­lung des englischen Land­schafts­gartens auf der Insel Rügen.

ISBN 978-300-079655-5

120 Seiten  12,00 €

 

Dieser klassische Parkführer nimmt Sie mit auf eine Zeitreise in die Geschichte und Ent­wicklung des englischen Landschafts­gartens von Putbus. Sie erfahren, wie die imposante Anlage im Südosten der Insel Rügen unter der Regie der gleich­namigen Familie zu der Sehens­würdigkeit vergangener Jahrhunderte wurde. Wir suchen gemeinsam nach den Gründen, warum Gerhart Hauptmann diesen besonderen Platz auf Rügen als Perle bezeichnete und Friedrich Wilhelm IV. den Ort mit einem irdischen Paradies verglich.

Von dem Glanz damaliger Tage retteten die Putbusser bis heute einen großen Teil: altehr­würdige Bäume, historische Gebäude oder die Geheimnisse für erholsame Momente. Lassen Sie sich verführen zu mehr als einem Vormittag in dem 75 Hektar großen Park. Denn dieser überzeugt zu jeder Jahreszeit mit vielen Reizen zu einem entspan­nenden Aufenthalt.

Schwanenteich am Putbusser Schloss

Über den Schwanenteich am Putbusser Schloss gelangte man früher über eine 60 Fuß lange steinerne Bogen­brücke. Sie entstand in der ersten Phase der Park­umgestaltung. Die Litho­graphie von 1835 zeigt die Fort­schritte der Um­wand­lung im neuen englischen Garten.

Der Parkführer widmet sich mit Texten und Bildern den wesent­lichen Schau­plätzen und macht aufmerksam auf Wissens­wertes, Beein­druckendes und Bedrückendes. Wie etwa auf den Schloss­platz ohne Schloss, den weinlosen Weinberg oder den Marstall ohne Ross und Reiter.

Der Blick auf die Verände­rungen wird bereichert um die faszinie­renden Einblicke in Flora und Fauna, in positive Ideen für die Zukunft und Geheim­tipps für entspannte Stunden in den Weiten der Natur.

André Farin

Der Park zu Putbus

Ein Führer durch den englischen Land­schafts­garten der Insel Rügen.

ISBN 978-300-079655-5

120 Seiten  12,00 €

Leseprobe

Beeindruckendes und schweres Erbe

Putbusser und ihre Herausforderungen

Der Zweite Weltkrieg brachte für den Park in vielerlei Hinsicht eine erschreckende Zäsur. Die fürstliche Familie zu Putbus wurde in der damaligen sowjetischen Besatzungs­zone bedingungs­los ent­eignet und von ihren Besitzungen vertrieben. Damit brach ein wirt­schaft­liches System zusam­men, das für die Pflege, den Erhalt oder den Ausbau der riesigen Garten­anlage von Bedeu­tung war. Zugleich nahmen die neuen Herr­schenden alles in Beschlag, was sie für den täglichen Gebrauch und den so genannten Neu­aufbau nutzen konnten. Manch­mal aus Gründen von Not und Über­leben, manch­mal aus Sinn­losig­keit und Zer­stö­rungs­wut.

Zahlreiche Beispiele zeugen davon: So machten die Bewohner des Ortes aus dem Tier­gehege eine Anlage für Klein­gärten. Teile des Parks funktio­nierten die Neubauern für eine Maschinen-Traktoren-Station um. Dabei wurden diese stark in Mit­leiden­schaft gezogen. Das Schloss diente bis zu seinem Abriss als gewaltiges Mehr­zweck­gebäude, was massive Spuren hinter­ließ. In anderen Park­gebäuden richtete man Wohnungen ein, denn die Zahl der Flücht­linge und Wohnungs­suchenden stieg stark an.

Schließlich reichten Mittel, Personal und Möglich­keiten nicht aus, um den Park zu pflegen. Waren es zu Fürsten­zeiten um die 30 Ange­stellten, die sich über Hege und Pflege küm­merten, gab es in den ersten Nach­kriegs­jahren kein festes Personal dafür. Die Folgen lagen auf der Hand: Wild­bewuchs und un­gepflegte Gehölze ver­sperrten zuneh­mend die ur­sprüng­lichen Sicht­achsen. Wichtige Solitärs setzten sich nicht mehr klar von der Umge­bung ab. Bestimmte Gehölze waren bereits überaltert, andere waren aus dem Parkbild ver­schwunden. Die Schloss­ruine bestimmte zwischen 1957 und 1964 das ver­heerende Bild – symbolisch und tragisch zugleich.

Das Blatt wendete sich. Spätestens in der Zeit, als Putbus sich wieder zu einem beliebten Ort für Touristen ent­wickeln und für 1960 die Ver­leihung des Stadt­rechts anstreben wollte. Im Zuge des Natio­nalen Aufbau­werks der jungen DDR machten sich die Ein­wohner daran, Putbus aufzu­polieren. Engagierte Männer und Frauen gründeten ein Park­aktiv, in dem die wich­tigsten Maß­nahmen für Verbesse­rungen und Verände­rungen im Park disku­tiert wurden. Gemeinde­arbeiter und Ehren­amt­liche halfen dabei, die Ideen von einem passenden Erholungs­ort in der jungen Stadt umzusetzen.

Das war ein schweres Erbe, das mit einer Handvoll Menschen, wenig Technik und einem schmalen Stadt­haushalt bewahrt wurde. Gemessen an den damaligen Möglich­keiten blieb die Grund­struktur von Wegen, Baum­gruppen und Gebäuden erhalten. Man einigte sich auf bestimmte Bereiche, die regel­mäßig und inten­siver bearbeitet und dadurch gepflegt wurden.

Die Gebäude wurden zunehmend anders genutzt als zu Fürsten­zeiten. Der Trend, der bereits zu Beginn des 20. Jahr­hunderts zu erkennen war, setzte sich fort. Beispiels­weise zog in das Affen­haus die Amts­verwal­tung, im Marstall wichen Kutschen land­wirt­schaft­licher Technik oder die Orangerie beher­bergte die Kur­verwaltung und Ausstel­lungen.

Die gesellschaftlichen Umbrüche nach 1989 änderten nichts an den stets beschei­denen, schwierigen Bedin­gungen. Die Stadt Putbus kämpft als Eigen­tümerin täglich um ihr beein­druckendes Wertstück, das über die Insel­grenzen hinweg bekannt ist. Die jähr­lichen Ausgaben von bis zu 250.000 Euro und immer wieder ein­geworbene Förder­mittel genügen nicht, um den einstigen Land­schafts­garten wunsch­gemäß und alters­gerecht zu pflegen. Und trotzdem geben die Stadt­politiker und die Ange­stellten des Rat­hauses nicht auf.

An vielen Aktivitäten und Maß­nahmen spüren Bewohner und Besucher, dass man auch mit wenig Mitteln etwas bewirken kann. Bürger­schaft­liches Engage­ment steht dafür ein, dass der Park mit Leben gefüllt, gepflegt und erhalten wird. Vor allem die neuen Kinder­spiel­plätze, die musika­lischen Picknicks im Park oder Veranstal­tungen im Marstall belegen, was bisher bewegt worden ist. Seit wenigen Jahren stehen an markanten Punkten, wie zum Beispiel am Marstall, auf dem Schloss­platz oder am Denkmal für Fürst Malte, Informations­tafeln mit den wichtigsten Daten und Fakten über die sehens­werten, geschichts­trächtigen Punkte.

Über das Fehlen und den Wieder­aufbau des Schlosses wird spätestens ab den 1990er Jahren immer wieder kontro­vers disku­tiert. Offene Fragen blieben die nach der Finanzie­rung der gewal­tigen Bau­maß­nahme und der sich anschlie­ßenden sinn­vollen Nutzung. Gestritten wurde auch über das mögliche Aussehen des Gebäudes an dieser Stelle des Parks.

 

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André Farin schreibt über mehr als nur Bauwerke und Bäume. Ihm gelingt es, den Land­schafts­garten in seiner Vielfalt und Ein­malig­keit in Texten, Foto­grafien und Zeichnungen dar­stellen und würdigen. Dazu nimmt er beispiels­weise auch wertvolle historische Informa­tionen auf, lässt berühmte Gäste des Parks sprechen und streut passende Nachmach-Rezepte mit Bärlauch und Co. ein.

Kurverwaltung Putbus